Getestet – Trailrunning Schuh Topo Athletic Terraventure
Der richtige Wanderschuh ist für den Wanderer essenziell. Viele Ausrüstungsgegenstände kann man vereinfachen, zweckentfremden oder gar ganz weglassen, aber nicht bei der Hülle seines Fußes. Wenn man sich beim Wandern so umschaut, dann geht der Trend zum einen dahin, dass die Wanderschuhe etwas leichter werden und zum anderen sich der Materialmix ändert. Gerade im hügligem Terrain ist meiner Meinung nach kein steifer und klobiger Wanderstiefel aus Leder mehr nötig, zu schwer und unflexibel kommt er daher. Seit einiger Zeit trage ich den Trailrunning Schuh Topo Athletic Terraventure, mit welchem ich wirklich sehr gut zurechtkomme und der einen Blick wert ist, für jemanden auf der Suche nach einem leichten Wanderschuh.
Die bei uns noch relativ unbekannte Firma Topo Athletic wurde 2013 Amerika von Tony Post gegründet. 40 Jahre Lauferfahrung sowie 30 Jahre Tätigkeit in der Schuhproduktion, unter anderem für Rocksport und Vibram, fließen in die Schuhe von Topo Athletic mit ein. Ziel ist es, einen Schuh auf Basis von Natural Running zu gestalten, aber dennoch die intuitiven Fähigkeiten des Körpers verbessern sollten.
Der erste Eindruck
Den Topo Athletic Terraventure habe ich nach einem bestimmten Kriterium ausgewählt: er sollte eine weite Zehenbox haben. Diese kannte ich bereits vom Altra Lone Peak 3.0 und ich empfand es als sehr angenehm, nicht eingezwängt zu sein. Und so kommt der Terraventure dann auch daher. Die Zehenbox ist markant, man kann etwas vom Mesh erkennen, welches an anderen Stellen mit einer Art Kunststoffüberzug versehen wurde. Die Nähte sind nur bei den Schnürsenkeln und im Fersenbereich zu erkennen, sonst wirkt der Schuh wie aus einem Guss. Stark profiliert zeigt sich die Sohle, aber ohne aggressiv zu wirken. Farblich kommen die Schuhe in einem gedeckten grau-grün-schwarz Mix daher, was einen eher schlichten und einfachen Eindruck hinterlässt.
Spezifikationen
Gewicht (nachgemessen): | 325 gr. (Größe 45 EU / US 11 |
Außensohle: | 6 mm Gummisohle |
Sohlenhöhe: | 25 mm Verse / 22 mm Vorfuß |
Sprengung/Drop: | 3 mm |
Zwischensohle: | Sohle aus EVA Material |
Ausstattung: | – geräumige Zehenbox – geringe Sprengung 3 mm – Schutz gegen Steine im Vorfußbereich |
Testkilometer: | ca. 300 km |
Die Passform
Beim ersten hineinschlüpfen in den Schuh stellt sich leider kein „Hurra“ Gefühl ein, eher bin ich skeptisch. Sofort ziehe ich wieder den Vergleich zum Altra Lone Peak 3.0, hier ziehst du den Schuh an und fühlst dich wie auf einem weichen Sofa, einfach sofort pudelwohl. Nicht so der Topo Athletic Terraventure. Er wirkt härter, man ist geneigt, ihn sogar etwas steif zu nennen. Die Zehenbox verleiht dem Vorderfuß ordentlich Raum, ohne ein unsicheres oder wackliges Gefühl aufkommen zu lassen. An der Ferse sorgen zwei erhöhte Ecken für extra Halt, auch das ist für den ersten Moment etwas ungewohnt, denn man spürt sie anfänglich recht deutlich.
Erneut muss ich einen Bogen zu den Altras schlagen. So bequem und angenehm der Schuh auch zu tragen ist, so muss ich für mich leider zugeben, seine 0 mm Sprengung haben mir eventuell viele Probleme bereitet. Auch hatte ich immer das Gefühl, mit der Ferse irgendwie nach unten durchzutreten. Dies macht der Topo besser. Sind es nun die 3 mm Sprengung oder vielleicht auch eine etwas härtere Auslegung der Dämpfung, ich habe hier nicht das Gefühl, irgendwo durchzudrücken.
Die Schnürung ist wenig kompliziert und einfach gehalten. Mit vier Punkten auf jeder Seite kann man den Schuh nach festziehen, zwischen der dritten und vierten Schlaufe kann man die Zunge mit einbinden, was ein Verrutschen selbiger verhindern sollte. Am oberen Ende des Spanns gibt es zwei weitere Löcher, je nachdem wie fest es man mag, nimmt man entweder das innere oder das äußere der Löcher. Nach dem Schnüren selbst, sitzt der Fuß fest im Schuh und hat angenehm Platz, auch von der Seite her drückt nichts.
Der Topo Athletic Terraventure in der Praxis
Wie anfänglich beschrieben war ich dem Schuh etwas skeptisch gegenüber, da er sich doch etwas härter als erhofft angefühlt hatte. Doch meine Skepsis hat sich vollkommen gelegt. Nach mehr als 300 km bin ich ziemlich überzeugt von dem Schuh. Das Gefühl der Härte weicht irgendwann, sei es, das der Gummi/Schaumstoff durch die Bewegung sich verändert oder einfach, das der Fuß sich auf die neue Situation einstellt. Auch das seltsame Gefühl aufgrund der kleinen Höcker im Fersenbereich verschwindet nach einer Weile des Tragens. Die Sprengung von 3 mm stellte sich im Praxistest als sehr gut heraus. Ich hatte nicht das Gefühlt mit der Ferse durchzutreten, wie bei den Altras, was sehr erfreulich war.
Im Gelände selbst macht er eine wirklich gute Figur, für das Mittelgebirge fast uneingeschränkt empfehlenswert. Das Profil ist im Vorfuß- und im Fersenbereich aus Gummi mit Stollen versehen, im Mittelteil aus Schaumstoff und eher weniger stark profiliert. Der Grip ist auf allen Belägen im trockenen sehr gut und ich hatte nie das Gefühl von Unsicherheit. Auch etwas spitzere Steine nimmt die Sohle gut weg, man merkt es zwar, aber der Druck wird breit aufgefangen, so das man keine schmerzhafte und punktuelle Belastung an der Fußsohle spürt. Für meinen Geschmack ist die Zunge etwas zu kurz geraten. Hat man die Schnürsenkel im oberen hinteren Loch eingefädelt, dann ist die Zunge fast gleichauf mit der Schnürung. Es kam aber trotzdem nicht zu Problemen dadurch.
Kleine Schwächen bei Nässe
Etwa Kritik muss ich leider bei nassen Bedingungen äußern, dann büßt der Schuh leider etwas von seinem Grip ein. Ein leicht rutschiges Gefühl kommt auf, wenn er auf steinigen oder felsigen Untergrund trifft. Hier kann der Schuh schon mal etwas wegrutschen. Auf nassen Wegen setzt sich das Profil ein wenig zu, an steilen Anstiegen kann es deshalb zu verminderten Grip kommen und der Fuß rutscht nach hinten weg. Das stellte sich nie als wirkliches Problem dar, aber war dennoch ab und an zu spüren. Vor Nässe im Schuh selbst schützt ein Kunststoffüberzug des Meshgewebes. Sollte dennoch Wasser durch Regen, Schnee oder Pfützen eingedrungen sein, so ist das nur ein temporärer Zustand. Das Gewebe lässt den Schuh gut belüften und die Feuchtigkeit geht relativ schnell verloren, wenn man sich bewegt.
Die geräumige Zehenbox gefällt mir auch bei diesem Schuh sehr gut. Der Vorfuß hat Platz und die Zehen stoßen eigentlich nirgends wo an. Trotzdem hat man nie das Gefühl von Unsicherheit oder Schwammigkeit, wenn man auftritt und sich bewegt. Es fühlt sich angenehm an den Schuh zu tragen, was ihn auch zu meinem alltäglichen Begleiter macht und das nicht nur zum Wandern. Auch zu seiner eigentlichen Bestimmung, dem Trailrunning, habe ich ihn schon benutzt und für gut empfunden. Dazu trägt natürlich auch seine Leichtigkeit mit bei, mit 327 Gramm pro Schuh lässt er sich angenehm tragen und ist kein Klotz am Fuß.
Wer leichte Gamaschen wie die Dirty Girl Gaiters tragen möchte, muss sich leider selbst helfen. Am Schuh gibt es keine sogenannte „Gaiter Trap“ wie bei den Altras, man muss als wieder selbst einen Streifen Klettband auf dem Schuh befestigen. Kein großes Problem wäre aber noch ein nettes zukünftiges Feature, was man mit einbringen könnte.
Haltbarkeit
Die Topo Athletic Terraventure schlägt sich auch in Sachen Haltbarkeit aus meiner Sicht hervorragend. Das Mesh als auch die Kunststoffbeschichtung sind nach 300 km Benutzung noch komplett intakt. Die Schnürung ist vollkommen in Ordnung, weder an den Haltepunkten noch die Schnürsenkel selbst haben erkennbar Beschädigungen. Die Sohle weist normalen Abrieb auf, lediglich im mittleren Teil, wo mehr Schaumstoff vorhanden ist, ist dieser etwas mehr eingedrückt. Kleinere Beschädigungen gibt es auch im äußeren Fersenbereich, wo es eine Kunststoffverstärkung mit Logo-Aufdruck gibt. Davon sind die Spitzen etwas weggebrochen, was aber die Funktion in keiner Weise beeinträchtigt.
Fazit zum Trailrunner Topo Athletic Terraventure
Ich kann dem Schuh ohne weiteres eine Empfehlung aussprechen, wenn man auf der Suche nach einem bequemen, leichten und neutralem Lauf- oder Wanderschuh ist. Die 3 mm Sprengung kommen mir persönlich sehr entgegen. Für jemanden, der mit den Altras und 0 mm Sprengung Probleme hat, könnte dieser Schuh eine tolle Alternative sein. Am Anfang fühlt sich der Schuh etwas hart und steif an, was aber noch 20 km kein Problem mehr ist. Im Gelände macht er eine gute Figur, leichte Schwächen gibt es, wenn er sich auf nassem und steinigem Untergrund befindet, hier fühlt der Schuh sich nicht so wohl. Die Haltbarkeit ist bisher ausgezeichnet und eine Saison mit 1.000 km scheint durchaus eine realistische Größe zu sein, die dieser Schuh durchhält.
Hinweis: Diese Schuhe wurden von mir selbst gekauft und nicht zur Verfügung gestellt. Das berichtete spiegelt meine eigene Erfahrung wider und kann von anderen Personen anders empfunden werden.
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